Sonntag, 20. September 2009

Jetzt kommt auch noch Heinz Fenrich

Karlsruher OB fährt der Mannschaft erneut wieder in die Parade

Hallo KSC-Fans,

am Freitag, vor dem Spiel gegen Frankfurt, hatte ich noch von der schwierigsten Woche des Jahres gesprochen. (Heimspiel gegen Frankfurt, Pokalhit gegen Dortmund und Derby in Kaiserslautern - und das alles in 8 Tagen!) Mit dem erfreulichen 2:0 Sieg gegen die Hessen und damit dem ersten Heim-Dreier ist der Auftakt in diese schwierige Woche mehr als gelungen. Dass zu den sportlichen Herausforderungen am vergangenen Freitag auch die Bewerbungsfrist der Kandidaten für das neu zu wählenden Präsidium (am 30.09. in der Europahalle) abläuft, habe ich bewusst nicht mit aufgeführt, da ich es für wichtig halte, dass man sich in dieser Situation auf das Sportliche konzentriert. Doch der OB ist mir und dem KSC wieder voll in die Parade gefahren. Vor Abfahrt in den Wildpark hätte ich noch mal in mein E-Mail schauen sollen. Dann hätte ich gesehen, dass der Karlsruher OB Heinz Fenrich genau vier Minuten nachdem ich meinen aktuellen Beitrag online gestellt habe um 16:16 Uhr nun noch ein weiteres Fass aufgemacht hat.

Exakt um diese Uhrzeit ließ der OB über sein Presse- und Informationsamt einen Sonder-Pressedienst der Stadt Karlsruhe verbreiten, den ich Euch hier im Originalwortlaut wiedergeben will.

Die Verlautbarung der Stadt klingt so:

Karlsruhes Oberbürgermeister ergreift in der Stadionfrage erneut die Initiative

Nach „geordnetem Rückzug“ Newports will Fenrich „endlich eine Entscheidung“ / “Vollwertiger Neubau“ im Wildpark wurde „veränderten finanziellen Rahmenbedingungen“ angepasst / Stadion für 35.000 Zuschauer kostet 82 Millionen Euro / Fraktionen und KSC wurden informiert


Die in der vergangenen Woche von der Firma Newport überraschend veröffentlichte Erklärung, die Planungen für ein Stadion an der Durlacher Allee „vorläufig auf Eis zu legen“, muss von der Stadt als geordneter Rückzug des Investors aus dem Projekt gewertet werden, nachdem zuvor Newport in den vergangenen Monaten weder detaillierte Planungen noch nachvollziehbare Kostenaufstellungen vorgelegt hat. Es ist deshalb festzustellen, dass die bislang veröffentlichten Planungsüberlegungen Newports zum Standort Mastweide noch lange nicht die Qualität besitzen, um sie mit denen für den Wildpark zu vergleichen. Das Planungsbüro Drees und Sommer als externer Berater bestätigt die Berechnungen der städtischen Fachämter im Wesentlichen, wonach die Kostenannahmen Newports für die Infrastruktur „auch nicht annähernd mit der Realität in Einklang zu bringen sind“, so Oberbürgermeister Heinz Fenrich. Deshalb werde es nunmehr auch nicht gelingen, den vom Gemeinderat geforderten Vergleich von Machbarkeit und Kosten zeitnah herbeizuführen. Durch die andauernde Diskussion wegen eines vermeintlich alternativen Standorts habe man „ein weiteres Jahr keinen Fortschritt in der Stadionfrage“ verzeichnen können. Davor habe er bei den Standortuntersuchungen immer gewarnt, betont OB Fenrich. „Die Verantwortung dafür tragen diejenigen, die diese Diskussion entfacht beziehungsweise angeheizt haben“, wird das Stadtoberhaupt deutlich.

Um in der Stadionfrage aber endlich weiter zu kommen, ergreift der Oberbürgermeister mit einer nochmals überarbeiteten Planung für ein neues Fußballstadion am Traditionsstandort Wildpark erneut die Initiative. Wie vor kurzem angekündigt, hatte das Stadtoberhaupt das Frankfurter Planungsbüro Albert Speer & Partner (AS&P) vorausschauend damit beauftragt, seine bisherigen Planungsüberlegungen zu modifizieren und „auf die veränderten finanziellen Rahmenbedingungen einzugehen“. In Schreiben an die Fraktionen im Karlsruher Gemeinderat und den Präsidenten des Karlsruher Sport-Clubs (KSC) stellt das Stadtoberhaupt die jetzt vorliegende Planung für einen „vollwertigen Neubau“ in seinen Eckpunkten vor und kündigt an, „die optimierte Planungsvariante“ mit dem KSC zu besprechen, um dem Gemeinderat alsbald das Thema zur Entscheidung vorlegen zu können“.

Unter Einbeziehung des bestehenden Walls, bietet der aktuelle AS&P-Vorschlag für einen kompletten Stadionneubau rund 25.500 Sitzplätze und etwa 9.500 Stehplätze. Das ergibt ein Fassungsvermögen von insgesamt 35.000 Zuschauern - eingerechnet die 48 Logen und rund 1.200 Business-Seats. In die neue Haupttribüne sind 145 VIP-Parkplätze mit direkter Anbindung an den Business-Club integriert. Die restlichen VIP-Parkplätze befinden sich wie bisher im Stadionbereich. „Mit dieser veränderten Konzeption wird das bislang bekannte Erlöspotenzial und damit die Ertragsseite sowie der Komfort in keiner Weise signifikant verändert“, unterstreicht OB Fenrich. Dagegen reduzieren sich die Baukosten durch die neue Variante von 107 Millionen Euro auf jetzt netto knapp 82 Millionen Euro, und die direkten jährlichen Folgelasten aus der Stadionfinanzierung um mehr als die Hälfte. Dies ist ein „erfreuliches Signal“ für den städtischen Haushalt mit Blick auf die kommunale Finanzsituation einerseits und auf die Notwendigkeit für ein neues Stadion andererseits, hebt der Oberbürgermeister hervor.

Für Oberbürgermeister Heinz Fenrich ist eine Entscheidung „jetzt aber unumgänglich, da das Wildparkstadion zwischenzeitlich weder den öffentlich-rechtlichen Anforderungen noch denen der DFL genügt“. Auch die Polizei erwarte ein Handeln, da die Sicherheitslage nicht mehr befriedigend ist. Bauliche Maßnahmen am Bestand „sind dringend erforderlich, werden massiv eingefordert und können nicht weiter aufgeschoben werden“, mahnt das Stadtoberhaupt und kommt zu dem Schluss: „Die dafür erforderlichen Finanzmittel in zweistelliger Millionenhöhe im ‚alten Stadion’ können aber nach meiner Einschätzung in einem Neubau im Wildpark eine sinnvollere Verwendung finden“. (Offizieller SONDER-Pressedienst der Stadt Karlsruhe vom Freitag, den 18.09.2009, 16:16 Uhr)


Ich will mich inhaltlich mal mit einer Bewertung zurückhalten. Was mir aber wirklich auf den Geist geht, ist der Zeitpunkt der Veröffentlichung. Diese Mitteilung wird exakt um 16:16 Uhr an alle Redaktionen verbreitet. Also exakt 104 Minuten vor dem Anpfiff zum wichtigen Spiel der Mannschaft gegen den FSV Frankfurt. Heinz Fenrich ist ja inzwischen bekannt dafür, dass er mit den Zeitpunkten seiner Veröffentlichungen bewusst Politik macht. Gerade in der Stadionfrage hat er seinen Mieter (den KSC) schon des Öfteren brüskiert und zum Teil auch vor vollendete Tatsachen gestellt. Ich erinnere mich da zum Beispiel an einen Pressedienst, der just zum gleichen Zeitpunkt veröffentlicht wurde, als die KSC-Verantwortlichen im Trainingslager bei der Mannschaft in Tonbach weilten und dort die sportliche Jahrespressekonferenz abgehalten haben.

Was mir aber noch mehr auf den Geist geht, ist die sportliche Ignoranz die „unser“ OB da an den Tag legt. Um den KSC kann es ihm dabei nicht wirklich gehen! Sonst hätte er mit dieser Mitteilung zumindest gewartet, bis das Spiel gegen Frankfurt abgepfiffen ist. Der Vorschlag kommt meiner Meinung nach zur absoluten Unzeit: Erstens stehen wir vor einer sportlich sehr schwierigen Woche und zweitens will von der Thematik Stadion im Moment sowieso niemand was wissen. Dazu muss erstmal am 30. September ein neues Präsidium gewählt sein. Die bisherigen Verantwortlichen werden sich doch in den nächsten anderthalb Woche nicht mehr mit diesem Thema beschäftigen. Dieses ganze Theater sorgt auch immer wieder für Verunsicherung im ganzen Verein und das schlägt sich letztendlich auch auf den Trainer und die Mannschaft nieder. Das hat man doch in der Vergangenheit oft genug gesehen. Und was macht der OB dann? Nachdem sein Sekretariat die Mitteilung verbreitet hat, gemütlich ins Stadion fahren, in den VIP-Raum sitzen und mal gucken und hören wie und was die Pressemitteilung ausgelöst hat. Ich finde das unmöglich!

Deshalb lieber OB Fenrich: Ihr Timing stimmt einfach nicht! Sie sollten nicht mehr dem KSC in die Parade fahren und endlich kapieren, dass es ausschließlich um die Mannschaft geht. Und nur wenn die sportlich erfolgreich ist, brauchen wir ein Stadion und nur dann kann auch die Stadt Karlsruhe von ihrem größten und besten Werbeträger profitieren. Und, der KSC ist für uns Fans Herzenssache. Der viel strapazierte Begriff des Traditionsvereins ist für uns ein bleibender Wert! Spielen Sie nicht mit so was! Es ist unerträglich zu beobachten wie Sie diesen Wert für politische Taktierereien ständig und immer wieder missbrauchen.

Übrigens: Der Vorschlag ist so schlecht nicht, wenn er denn belastbar ist! Und bevor man so was hinausposaunt, bespricht man das doch zunächst intern…

In diesem Sinne noch einen schönen Rest-Sonntag

Euer

Erwin

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