Freitag, 28. August 2009

Schlüsselszene Einwechslung!

Und wie Markus Kauczinski die Mannschaft wach geküsst hat.

Hallo KSC-Fans,

ich kann es gar nicht oft genug sehen: Bei sky.de gibt es im Internet seit dieser Woche ganz neu auch von allen Spielen der 2. Liga eine Zusammenfassung (Siehe auch meinen Link-Tip auf der rechten Seite) ohne TV-Abo kostenlos zu sehen. 4:36 Minuten lang kann man da unseren historischen Sieg vom vergangenen Montag immer wieder anschauen. Historisch deshalb, weil dies der erste Sieg bei den Münchner Löwen seit 48 Jahren war und weil der KSC in den bisherigen vier Auftritten in der Allianz-Arena immer ganz alt ausgesehen hat. Und bei diesen Auftritten waren zum Teil zehntausende Fans aus Baden mit dabei. Nur einer nicht: Ich! Mein erster Besuch in der Arena und gleich ein überzeugender Auftritt und drei Punkte. Und ich war fasziniert. Ein wunderbares Stadion. In den ersten Minuten ganz ergriffen habe ich mich gefühlt wie ein kleiner Bub an Weihnachten.

Fußball ist halt doch, wie schon der Erfinder der Marktwirtschaft Ludwig Erhard zur Wirtschaft sagte, mindestens 50 Prozent Psychologie. Die Schlüsselszene beim 3:1 Sieg in München war für mich die Einwechslung eines dritten Stürmers kurz nach dem Führungstreffer zum 2:1. Eine ganz andere Kiste wird das Spiel gegen St. Pauli heute Abend. Da kommen die „Ballermänner“ vom Hamburger Kiez. Neun Tore in drei Spielen sprechen eine deutliche Sprache.

Einfluss nehmen. Die Instrumente der Einwechslung/Auswechslung. Dazu habe ich schon bei meiner ersten Kolumne in dieser Saison nach dem Pokalspiel bei TeBe Berlin meine Meinung gesagt. Ede Becker hatte dort nach Spielschluss auf die Frage warum er während des Spiels so unruhig war gesagt, er wollte Einfluss nehmen und der Mannschaft helfen die sich „etwas schwer“ tat. Ich habe mir in dieser Kolumne am 6. August die Frage gestellt, warum Ede nicht von den Instrumenten der Einwechslung/Auswechslung vor der 75. Minute gebrauch macht um Einfluss zu nehmen.

Sein (Übergangs?) Nachfolger Markus Kauczinski hat es nun vorgemacht wie man als Trainer auch während des Spieles Einfluss nehmen kann: Vier Minuten nach dem Treffer zur 2:1 Führung hat Kauczinski in der 63. Minute mit Chrisantus für Staffeldt den dritten Stürmer für einen Mittelfeldspieler eingewechselt. Und das bei einer gerade erzielten Führung und zudem noch auswärts! Das war ein ganz klares Signal: „Wir wollen hier gewinnen!“ Einmal an die eigene Mannschaft weiter dran zu bleiben und zum anderen auch an den Gegner und das Publikum in der Allianz-Arena. Was sage ich dazu: Das macht Sieger aus! Es war für mich ganz klar die Schlüsselszene in diesem Spiel und auch vielleicht für eine gute Zukunft dieser neuen und meiner Meinung nach sehr attraktiven Mannschaft.

Auch in der kurzen Vorbereitung hat Kauczinski Einfluss genommen. Nach der Pressekonferenz in den Katakomben des Münchner WM-Stadions habe ich mich mit dem KSC-Trainer unterhalten. Er hat Sätze gesagt wie „Mir war klar, dass wir offensiv spielen wollen“ und „Das kann zwar ein Risiko sein, aber wir wollten von Anfang an unser Spiel durchbringen“. Das ist doch Balsam auf die Seele eines jeden KSC-Fans. Offensiv spielen, eigenes Spiel machen, wann haben wir das zum letzten Mal gehört oder gar gesehen? Es war ein Genuss die neue Spielfreude unserer Jungs auf dem Rasen zu sehen. Ich habe Markus Kauczinski auch noch gefragt was er anders gemacht hat. Er sagte mir, dass in drei Einheiten nicht viel passieren kann aber er hat den Jungs gesagt: „Wenn wir nur einen Tag zusammen sind, wollen wir die Zeit nicht vergeuden, wenn wir drei Tage Zeit haben, können wir was erreichen und ab fünf Tagen könnt ihr was lernen“. Einfache, aber meiner Meinung nach große Worte, die die Spieler auch verstanden und ziemlich gut umgesetzt haben. Ich würde sagen: Er hat die Mannschaft wach geküsst!

Sorgen gemacht habe ich mir in München eigentlich nur um unseren Torwart Jeff Kornetzky als er in der zweiten Halbzeit das Tor vor den Münchner Fans hüten musste. Dort regnete es im wahrsten Sinne des Wortes Massen von Bierbechern, Geldstücken, Feuerzeugen und anderes auf den Elsässer herunter. Ein Ding der Unmöglichkeit! Den Linienrichter und Schiedsrichter Gagelmann, halte ich eh für einen der schlechtesten Pfeifenmänner, hat das wenig interessiert. Wir hätten gleich wieder wegen mangelndem Ordnungsdienst eine Strafe von mindestens 10 000 Euro aufgebrummt bekommen. Aber das ist halt der Münchner Bonus. Jeff blieb ziemlich cool und Gott sei Dank ist ihm nichts passiert.

Sorgen gemacht hat sich auch meine Holde zuhause vor dem DSF-Bildschirm um Manager Rolf Dohmen. Kurz nach Spielschluss hat sie mich auf dem Handy angerufen und gesagt, dass nach dem Abpfiff im TV-Interview trotz des Erfolges ganz schön schlecht ausgesehen hat. Ja, ich habe ihn dann später auch noch getroffen. Völlig ermattet und abgeschlafft lehnte er am KSC-Mannschaftsbuss. Nach all dem Stress der letzten Tage ist er nach den 90 Minuten förmlich in sich zusammengesackt.

Liebe Fans! Lasst den Manager jetzt mal in Ruhe. Der hängt mit dem Herzen dran! Und ob es im Verein derzeit so viele davon gibt kann zumindest bezweifelt werden, wenn man die Äußerungen bzw. verbalen Querschüsse einzelner Verantwortlicher und solcher die es noch werden wollen hört.

Und die BNN? Ich habe in München geschaut, ob ein BNN-Reporter da ist: Ich habe im Pressebereich keinen gesehen. Die Vertreter der Lokalradios, einige freie badische Journalisten und auch den Kollegen vom Kicker habe ich getroffen. Aber, ich kann mir wirklich nicht vorstellen, dass die BNN tatsächlich aus Kostengründen keinen Reporter zu Auswärtsspielen schickt. Ganz bestimmt haben die ihre eigene Loge, weil Sie in Ruhe arbeiten wollen. Ich werde nächste Woche mal bei der BNN anrufen und nachfragen. Als Abonnent ist das ja mein Kundenrecht! Rufen Sie doch auch mal bei der BNN-Sportredaktion an.

Gegen St. Pauli wird es sicher ein ganz anderes Spiel. Die werden unseren Rasen ganz schön umpflügen. Da müssen unsere Jungs richtig dagegen halten. Schließlich hat der Kiez-Club jüngst Aachen in deren eigenem Stadion mit 5:0 regelrecht abgeschlachtet. Aber ich bin sicher das Markus Kauczinski die Mannschaft wieder richtig ein- und aufstellt. Was mir nämlich sehr gut gefallen hat ist, dass er die Mannschaft auch personell richtig durchwirbelt und wohl auch junge Nachwuchsspieler auf die Bank setzt. „Wir wollen die Ersatzbank so gestalten, dass wir mehrere Alternativen haben“, hat er gesagt. Wunderbar! „Nicht immer nur den gleichen alten Stiefel“, hat daraufhin ein Bekannter von mir gesagt. Eigentlich ganz einfach, aber so was hatte man seit Jahren nicht mehr im und um den Wildpark gehört. Sagt mein Bekannter.

Wie singt Sabine Wittwer in ihrem KSC-Song so schön: „… ein Fußballfest im Staaadion…“ Das wird heute sicher eines geben. Wie ich am Donnerstagmittag gehört habe waren da schon fast 21 000 Tickets für das Spiel verkauft. Und schließlich hat der KSC zuhause noch nie gegen St. Pauli verloren. Also, wollen wir den Wildpark wieder zur Festung ausbauen. Ganz wie in alten Zeiten. Meine Holde geht auch mit ins Stadion. Dann kann ja nix mehr schief gehen!

In diesem Sinne bis heute Abend im Wildpark

Euer

Erwin

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